Die Frucht unserer Arbeit: Es ist Erntezeit.

„Wer in meiner Jugend Geld dazu verdienen wollte, ist Äpfel klauben gegangen. Es ist eine harte Arbeit, vor allem, wenn man, wie es früher üblich war, mit den traditionellen Jutetaschen arbeitet. Quer umgehängt füllte man sie mit den Äpfeln. Dann wurden sie in die großen Kisten entleert.“

Bei den Äpfeln gibt es Sommersorten und Herbstsorten. Die Sommersorten sind von August bis Anfang September erntereif. Weil ihre Vegetationszeit kürzer ist, haben diese Sorte auch weniger Zeit, um Aromen zu entwickeln, bevor sie reif sind.

Herbstsorten sind ab September und bis in den November hinein erntereif, immer abhängig vom Wetterverlauf des Jahres. Manche von ihnen hängen drei Monate länger am Baum als ihre Schwestern vom Sommer. Sie sind aromatischer, tiefgründiger, bilden komplexere Aromen aus, sind kompakter mit festerem Fruchtfleisch.

 Natürlich gibt es Ausnahmen, und natürlich sind diese Ausnahmen berühmt. Eine von ihnen ganz besonders: Der Gravensteiner ist früh reif und dennoch beeindruckend aromatisch. Alles eine Sache der Genetik.

„2022 konnten wir mit dem „Klauben“ der Gravensteiner Anfang August beginnen, ganze zehn Tage vor dem langjährigen Durchschnitt. Es war lange sehr warm mit wenig Niederschlag. So ist es in diesem Jahr früh mit der Ernte losgegangen.“

Die Apfel-Staffel. Die Sortenwahl der Äpfel am Obsthof Kohl ist eine glückliche. Zwar ungeplant zeigt sich, dass schön eine Sorte nach der anderen reift. Eine kontinuierliche Arbeit im Apfelgarten und danach beim Pressen, mit voller Konzentration auf jeweils eine Sorte – so wollen wir arbeiten.

Unsere Hitparade. Wir "klauben" die Äpfel in der Reihenfolge Gravensteiner, Rouge, Elstar, Ananasrenette, Rubinette, Pinova und Jonagold. Zu einem Zeitpunkt, wenn tatsächlich auf dem gegenüberliegenden Schlernmassiv der erste Schnee liegt, kommt Mitte November noch der Wintercalville. In seltenen Jahren kann es auch am Ritten schon einmal im Oktober schneien.

Vom Wetter zur Zeit der Ernte. Schön, wenn es schön ist. Milde, nicht zu heiß und auf gar keinen Fall Regen. Regen bedeutet Pause für unsere „Klauber“(Erntehelfer). In unseren Apfelgärten bleibt auf dem Boden, was auf den Boden fällt. Regenwürmer, Igel und andere Besucher dürfen sich daran gütlich tun. Immer wieder auch Damwild aus dem angrenzenden Gehege. 

Alle Äpfel, die gepresst werden, "klauben" wir von Hand.

„Heute haben wir ein geniales Hilfsmittel, mit dem wir uns am leichtesten tun. Es ist eine Art Kübel mit einem Schlauch, den wir mit Äpfeln füllen. Wenn er voll ist, lassen wir die Äpfel durch eine Öffnung am unteren Ende in die Kiste gleiten. Funktioniert wunderbar.“

Sagt auch Mama Kohl, die wir nach dem Gespräch mit Thomas Kohl im Apfelgarten bei der Ernte zusammen mit zwei Kollegen antreffen. Ihre Erfahrung gibt sie gern an neue Erntehelfer weiter. Ein Leben mit den Äpfeln.

Die Ernte von Hand ist uns extrem wichtig. So können wir unmittelbar entscheiden, ob eine Frucht für die Verarbeitung zu unseren edlen Säften geeignet ist. Dunkle Stellen verändern die Farbe des Saftes, führen zu Oxidation und mindern die Qualität.

Nach der Ernte kontrollieren wir die Äpfel noch einmal, und nach ein, zwei Tagen kommen sie schon in die Presse und anschließend in die Flasche.

„Haben wir eine Sorte durch, geht es manchmal gleich mit der nächsten weiter. Oder es gibt eine kurze Verschnaufpause. Erntezeit ist fordernd, spannend, aufregend. Immerhin zeigt sich, wie das Jahr als Ganzes gelaufen ist und welche Säfte wir in den folgenden Monaten auf den Markt bringen können.“