"B" wie Baum

Wie aus dem Bilderbuch stellen wir uns einen Apfelbaum vor: auf einer Streuobstwiese oder auch einzeln im Garten, mit breiter Krone, hohem Stamm, vielen Blüten und später rotbackigen Äpfeln.

Märchen und Realität. Wer Äpfel zieht, um später aus ihnen Saft zu pressen, arbeitet mit einer anderen Baumform. Ausschlaggebend dafür ist das Verhältnis zwischen Blättern und Früchten. Die Blattmasse ist für die Ernährung der Früchte zuständig. 

Hat ein Baum eine breite Krone, gibt es innen, im Herz der Krone, viel Schatten. Weniger Sonne bedeutet weniger Farbe und – vor allem – weniger Geschmack. Solche Äpfel heißen „Schattenfrüchte.“

Alles spricht also für niedrige Bäume mit genau kalkuliertem Schatten und einem guten Blatt/Fruchtverhältnis. – Deshalb widmen wir auch dem Baumschnitt besondere Aufmerksamkeit. So steuern wir die Menge der Blätter und der Früchte, die von diesen Blättern ernährt werden.

Die „Schlanke Spindel“. Was für ein eleganter Name für die Baumform in unseren Apfelgärten. Die Äste sind bei dieser Baumform rundherum angeordnet, zugleich aber wenig ausladend.

Schwach oder schnell? Eine weitere wichtige Unterscheidung bei Obstbäumen: Es gibt schwach- und schnellwüchsige Bäume. Schwachwüchsige Sorten werden auf Unterlagen aufgepfropft. Das bedeutet, dass Reiser in einen bestehenden Stamm integriert werden und dort anwachsen. Hochstammbäume sind oft Direktträger, also nicht aufgepfropft und damit schnellwüchsig.

Draht und Pfeiler. Klingt brachial, ist aber in Wahrheit eine Hilfe für unsere Bäume. Schwachwüchsige Bäume wie die unseren, haben wenig Wurzelmasse. Sie können sich in unseren Bergapfelgärten manchmal nicht gut festhalten. Drähte und Pfeiler geben ihnen die fehlende Stabilität.

Frühreifes Früchtchen. Schwachwüchsige Bäume haben einen weiteren Vorteil: Sie kommen vergleichsweise schneller vom vegetativen Wachstum ins generative Wachstum. Anders gesagt: Sie tragen bereits ab dem zweiten Jahr und sind ab dem vierten Jahr ausgewachsen mit vollem Ertrag. Noch wichtiger aber: Die Qualität der Früchte ist bei Apfelbäumen schon von Beginn ausgeschöpft. Sie gewinnen nicht wie beispielsweise Weinreben mit den Jahren an Aroma.

Ein Apfelbaumleben. Das Leben eines Apfelbaumes kann 50 Jahre und mehr dauern. Gegen Ende reduziert sich der Ertrag. Bäume, die wir 1989 neu gepflanzt haben, sind auch heute noch sehr gut im Ertrag.